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Hello Brain • Research
Rede mit

Heilen altersbedingter Schwerhörigkeit

Mikroskopaufnahme des Innenohrs Die Untersuchung der Entwicklung des Innenohrs bietet molekularer Hinweise für ein besseres Verständnis des Alterungsprozesses

Der Verlust des Hörvermögens ist eine häufige Begleiterscheinung des Alterungsprozesses. Fast jeder von uns ist damit schon in Berührung gekommen, entweder persönlich oder bei einem älteren Verwandten oder Freund. Schwerhörigkeit, die zweithäufigste Ursache für Behinderungen im Alter, tritt bei etwa der Hälfte aller Menschen ab dem 60. Lebensjahr auf. Der Mensch verliert dadurch aber mehr, als nur sein Hörvermögen, erklärt Dr. Isabel Varela-Nieto, Leiterin einer neurobiologischen Arbeitsgruppe am Forschungsinstitut Consejo Superior de Investigaciones Científicas in Madrid, Spanien. 

Dr. Varela-Nieto weiß aus persönlicher Erfahrung, welche Bedeutung ein Hörverlust für ältere Menschen hat.  „Es besteht eine eindeutige und enge Verbindung zwischen dem Verständigungsverlust einerseits und kognitiven Defiziten andererseits“, sagt sie. Ein Hörverlust kann sich negativ auf die Lebensweise und die Erfahrungen der betroffenen Person und letztendlich die Funktionsfähigkeit des Gehirns auswirken.

„Wenn Sie sich nicht richtig verständigen können, wird auch Ihr Gehirn nicht richtig arbeiten. Da Sie nicht mehr alles verstehen können, werden Sie weniger Lust verspüren, fernzusehen, ins Kino zu gehen oder ein Konzert zu besuchen. Sie werden sich auch weniger mit Menschen unterhalten und sich so zunehmend isolieren. So beginnt ein Teufelskreis, der Ihre Situation zusammen mit dem Alterungsprozess verschlimmert“, erklärt Dr. Varela-Nieto.

Die spanische Wissenschaftlerin steht an der Spitze des neuen Forschungsprojekts TARGEAR mit präklinischen Studien zum altersbedingten Hörverlust. Entwickelt werden sollen Labormodelle für den menschlichen Hörverlust unter Verwendung von speziellen Mäusen, bei denen eine oder beide Kopien wichtiger Gene für das Hörvermögen ausgeschaltet sind.  Damit soll untersucht werden, wie sich Ernährung und andere Faktoren auf diese Tiere auswirken. Die an dem Forschungsprojekt beteiligten Wissenschaftler wollen aber auch versuchen, das Hörvermögen mithilfe von Stoffen wiederherzustellen, die ein gewisses Nutzenpotenzial gezeigt haben.

Das französische Biotechnologie-Unternehmen Affichem hat einen Wirkstoff entwickelt, der möglicherweise bei der Therapie eines akuten Hörverlustes erfolgreich ist. Jetzt soll auch dessen Wirkung bei altersbedingtem Hörverlust untersucht werden. „Wir versuchen, Ziele für humanes IGF-1 (insulinähnlichen Wachstumsfaktor 1) zu finden, die einen Hörverlust möglicherweise verhindern oder heilen können“, erklärt Dr. Varela-Nieto weiter. Sie hofft, mithilfe dieses Projekts Studien mit diesen Wirkstoffen am Menschen in greifbarere Nähe zu rücken. Im Rahmen des Forschungsprojekts soll der Einsatz dieser Stoffe auch zusammen mit den technischen Errungenschaften des österreichischen Unternehmens MED-EL untersucht werden.

Dr. Varela-Nieto setzt sich sehr engagiert für eine engere Zusammenarbeit zwischen Gerontologen, d. h. Ärzten, die sich auf den Gesundheitszustand älterer Menschen spezialisiert haben, und Audiologen, d. h. Spezialisten für Hörverlust, ein. „Diese beiden Fachgruppen arbeiten häufig getrennt, anstatt zusammen. Auch hier ist Verständigung sehr wichtig“, meint sie. „Hören vermittelt nicht nur Informationen, sondern auch Gefühle und vieles andere wichtige Botschaften. Wer hört z. B. nicht gerne eine freundliche, herzliche Stimme? Mit der Schwerhörigkeit verliert der Mensch mehr als nur sein Hörvermögen.“

 Ein zweites Ziel des TARGEAR Forschungsprojekts ist die Weiterbildung und Unterstützung junger Wissenschaftler in Labors, Krankenhäusern und Unternehmen und die Verbesserung des Wissenstransfers im Bereich Hörverlust. „Wir sind der Auffassung, dass in Europa kurzfristig mehr Fachleute für den Alterungsprozess, aber auch den altersbedingten Hörverlust gebraucht werden, da dadurch die Lebensqualität gerade unserer Senioren deutlich verbessert werden kann“, meint Dr. Varela-Nieto. 

Schätzungsweise 278 Millionen Menschen weltweit leiden an mittelschwerem bis schwerem Hörverlust.  Es gibt keine Möglichkeit, einen vorhandenen Hörverlust zu heilen, hier können jedoch Hörgeräte helfen.  Trotzdem verdienen Prävention und Behandlung von Hörverlust unsere Aufmerksamkeit. 

„Ich konnte die Folgen eines Hörverlustes bei meinen eigenen Verwandten sehen. Ich habe auch erlebt, wie Menschen mit altersbedingtem Hörverlust kognitive Defizite entwickelten – ein Zusammenhang, der gründlicher untersucht werden sollte“, meint Dr. Varela-Nieto.

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