5 Minuten mit Prof. Ian H. Robertson

Prof. Ian H. Robertson, Professor für Psychologie, Trinity College, Dublin

Was führte Sie zur Hirnforschung?

„In meiner Jugend gab es in Großbritannien eine Fernsehserie über einen Psychiater, der ungewöhnliche, interessante Fälle löste, so wie Sherlock Holmes. Das weckte mein Interesse. Ich studierte Psychologie an der Universität Glasgow und verbrachte dann einige Jahre im Ausland, ehe ich meinen Master und meinen PhD an der Universität London machte, in beiden Fällen über die Rehabilitation nach Hirnschädigungen. Ich arbeitete einige Jahre an der Universität in Cambridge, ehe ich 1999 eine Stelle am Trinity College in Dublin antrat, wo meine Forschungsschwerpunkte Aufmerksamkeit und Bewusstsein sind.“

Womit beschäftigen Sie sich?

„Was mich interessiert sind Erfahrungen – unser Handeln, Denken und Fühlen – sowie der Einfluss der Gesellschaft auf das Gehirn. Mein besonderes Interesse gilt den Auswirkungen von Aufmerksamkeit und Bewusstsein auf die Verstärkung von Erfahrungen und deren Verarbeitung im Gehirn.

Im Augenblick beschäftige ich mich mit Projekten zur Verbesserung des Ichbewusstseins. Wir verwenden dabei Techniken wie leichte Elektrostimulation und Biofeedback, um die Aufmerksamkeit zu stärken und Gedächtnis- und kognitive Funktionen zu verbessern. Außerdem untersuchen wir neue Möglichkeiten, Bewusstsein messtechnisch zu erfassen.“

Haben Sie Ihre Lebensführung aufgrund der Forschungsergebnisse über die Hirngesundheit geändert?

„Ja. Auf einer Konferenz in Toronto vor etwa sieben Jahren hörte ich einen Vortrag über die Wirkung von Aerobic-Training auf das Gehirn älterer Menschen. Seitdem gehe ich vier- bis fünfmal pro Woche zum Training, und zwar mit einer Intensität, bei der ich leicht schwitze und der Puls erhöht ist. Das ist besser als jedes Medikament oder Gedächtnistraining.“

Welche Tipps haben Sie, um die Hirngesundheit zu erhalten?

„Achten Sie auf das, was um Sie herum passiert. Eignen Sie sich neue Fähigkeiten an und umgeben Sie sich mit anderen Menschen. Machen Sie einfach nicht immer dasselbe mit denselben Personen. Aerobic und Aufmerksamkeit wiederum sind wie Vitaminspritzen für das Gehirn.“

Wenn Sie in den nächsten fünf Jahren eine bestimmte Sache ändern bzw. bewirken könnten, was würde das sein?

Da kommt nur eines infrage: eine Therapie für die Alzheimer-Krankheit.

Ian H. Robertson ist Professor für Psychologie am Trinity College in Dublin und Autor mehrerer Bestseller, u. a.: 

Macht: Wie Erfolge uns verändern (Deutscher Taschenbuch Verlag, März 2013)

Das Universum in unserem Gehirn: Wie wir ungenutzte Potentiale ausschöpfen können

The Mind’s Eye: The Essential Guide to Boosting Your Mental, Emotional and Physical Powers